Die Inszenierungen

2015/2016

Unsere letzte Inszenierung war Le Testament de Vanda von Jean-Pierre Siméon; dafür gab es am 8. Juli 2005 die zwei großen Preise des Festivals Actor of Europe am Prespasee in Resen, Mazedonien: beste Schauspielerin und bester europäischer Autor. Das Stück wurde vom 5. bis zum 7. September 2015 am Festival of International Alternative Theatre (FIAT) in Podgorica, Montenegro, vom 19. bis zum 21. September 2015 auf dem Festival Ex Ponto in Ljubljana, Slowenien, vom 12. bis zum 14 April 2016 auf dem Festival in Šabac, Serbien und vom 20. bis zum 22. Mai auf dem Festival New European Theatre Action in Wraza, Bulgarien, aufgeführt.

Die Tournee mit dem Stück geht 2016/2017 weiter: Athen, Thessaloniki, in Bosnien, Rumänien und im Kosovo. Danach in Frankreich und natürlich, so hoffen wir, in Paris.

2016/2017

Wir proben zurzeit an einem Projekt mit dem Stück Molly Sweeney von Brian Friel und den Schriften von Oliver Sacks, insbesondere Das innere Auge und Stumme Stimmen, als Grundlage.

Dieses Projekt wird von Ronan Nedelec, Olivier Dumais, Nikola Takov, Colin Rey und Julie Brochen durchgeführt und von Lorenzo Albani in Sachen Kostüm und Szenografie begleitet.

Eine erste Phase dieser Arbeit wird Thema eines Beitrages während der internationalen Konferenz mit dem Titel „The theater and the five senses. Theories, aesthetic, dramaturgies“ am 13. und 14. Juni 2016 in Paris sein.

Der Name der Figur Molly deutet einerseits auf die Molly von Joyce hin, anderseits auf den verrückten heidnischen König Sweeney aus der gälischen Sage. Sie ist eine junge, blinde, dynamische und fähige Frau. Ihr Mann, Autodidakt, Enthusiast und urteilsunfähig, wird sie davon überzeugen, sich vom Doktor Rice, einem bekannten Augenarzt, operieren zu lassen. Dieser will der Welt entfliehen und sich in Ballyberg zurückziehen.

Molly ist weit davon entfernt, das Glück durch das neu gewonnene Sehvermögen zu erreichen. Sie hat alles zu verlieren und wird von einer Welt, die sie glaubte zu kennen, vertrieben.

In dem Stück wird auf exemplarische Weise die Frage nach dem Wahrhaftigen gestellt, dessen Sinnhaftigkeit und die Art und Weise, wie wir es begreifen und wahrnehmen.

2017/2018

Das Triptychon bestehend aus drei Texten von Berthold Brecht.  Zuerst Herr Puntila und sein Knecht Matti sowie Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny. In der darauffolgenden Spielzeit dann Mutter Courage und ihre Kinder. Das Projekt soll nach und nach durch die Spielzeiten zur Aufführung kommen und uns somit ermöglichen, mit einer gleichbleibenden Gruppe an dem Triptychon zu arbeiten. Wir könnten den ersten Teil aufführen, während der zweite Teil geprobt wird. Mit der gleichen Schauspielerzusammensetzung und der gleichen Szenografie. Die Arbeit an Brechts Stücken erfordert heute einen anderen Bezug zur Welt sowie eine Kapitalismuskritik, insbesondere in Herr Puntila und sein Knecht Matti.

Die Übernahme einer Welt, wo Profit die Werte einer bürgerlichen und humanistischen Gesellschaft zurückdrängt. Das Konzept von Profit übersteigt heutzutage das des Kollektivs, der individuellen Freiheit und der Fähigkeit sich das, was man sagt, vorzustellen und zu verstehen. Die von Brecht ausgebreitete Vorstellung, in Puntilla in seinem Bezug zu Geld und in Mutter Courage in ihrem Bezug zum Krieg, weckt unsere eigene Vorstellung, hinterfragt sie.

Mit der gleichen Truppe und im gleichen Raum ist diesem Diptychon ein dritter Teil hinzugekommen und zwar Mahagonny (hier stammt die Musik von Kurt Weill und nicht von Paul Dessau wie in den beiden anderen Stücken). Das musikalische Diptychon besteht zwischen Puntilla und Mutter Courage. Das theatralische Diptychon besteht zwischen Puntilla und Mahagonny.

Auch hier handelt es sich um eine „imaginäre“ Stadt, einen Nicht-Ort und ein Land der Möglichkeiten, man könnte sagen ein „Lied“ der Möglichkeiten. Ich möchte nicht, dass es eine Art New-York oder sogar Paris wird. Als ich mit Lorenzo Albani an der Idee des Raumes gearbeitet habe, kam uns der Gedanke eines veränderbaren Raumes, der alle drei Stücke erzählt. Mit schwarz als Hauptfarbe für Puntilla und Mahagonny und weiß als Hauptfarbe für Mutter Courage.

Mahagonny könnte die Fortsetzung des Festes des Attachés in Puntilla sein. Wir würden dann von einem Wagen, dem Studebaker, zur Verschrottung des Wagens gehen, was die imaginäre Stadt Mahagonny darstellen soll. Die musikalische Leitung wird übernommen von Françoise Rondeleux und Vincent Leterme, einem virtuosen Pianisten, mit dem ich schon insbesondere bei der Inszenierung der Périchole von Offenbach und des Don Juan von Molière zusammengearbeitet habe.

Wir könnten uns vorstellen, diese drei Stücke 2017/2018 aufzuführen.

Die Schauspieler, die mich in diesem Projekt begleiten sind Xavier Legrand und Antoine Hamel, die mit mir jeweils Puntilla und Matti 2005 am Conservatoire gespielt haben; Antoine Gouy, der die Stimme des Jims in der Ouvertüre von Mahagonny sein wird; Marie Desgranges, „Compagnonne de Jeu“ (Spielkameradin) der ersten Stunde sowie meine letzte Gruppe aus der Schauspielschule des Straßburger Nationaltheaters, die ich gerne dazu in Paris treffen möchte.